Harry W - 20-11-2007 at 16:07
(Geschrieben von Harry W für http://cineman.ch)
Quälgeister und fiese Säcke
Mit ’Hostel’ machte Eli Roth 2005 auf unglaublich schmerzhafte, sadistische Weise klar, dass in slowakischen Jugendherbergen nicht gut Kirschen essen
ist. Nun erscheint der zweite Teil, und die berechtigte Frage stellt sich, ob Roth damit ein zweiter Horror-Hit gelungen ist.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, Roth erreicht mit ’Hostel 2’ nie und nimmer die Qualitäten des ersten Teils. Auf den ersten Blick scheint alles
sehr vertraut. Drei Teenager - dieses mal Mädchen - reisen in die Slowakei. Dort angekommen suchen sie sich eine Bleibe für die Nacht und werden auch
prompt von der Organisation gefangen genommen, die schon in Teil 1 ihr Unwesen trieb. Die Mädchen werden an Reiche Personen verschachert, die ihre
gekauften Opfer in einer alten Fabrikanlage quälen und töten können.
Zeichnete sich in Teil 1 die Anonymität und Gesichtslosigkeit der bösen Jungs für einen Grossteil des gezeigten Terrors verantwortlich, begeht Roth in
’Hostel 2’ den Kardinalsfehler, alles zu erklären. Die Bösen haben plötzlich Namen, es geht ums Geschäft, und alles wirkt furchtbar banal. Selbst den
Folter- und Tötungsszenen fehlt die Raffinesse, alles wirkt plump und ohne Timing inszeniert. Und zu guter letzt wird alles hip und cool in Szene
gesetzt, was die Rohheit und Brutalität der grundlegenden Idee praktisch negiert.
Das Bonusmaterial bietet mehr oder weniger alles, was man gewohnt ist. Als unterhaltsam erweisen sich die Audiokommentare von Roth und Quentin
Tarantino, der auch Teil 2 wieder produziert hat. Gag-Reels, unveröffentlichte Szenen und verschiedene Filmdokus runden die Sache ab. Das Bild scheint
etwas zu dunkel geraten zu sein, kann ansonsten aber überzeugen. Auch den Ton kann man als gelungen bezeichnen.
Fazit: Wer wirklich schockiert sein will, schaut sich besser noch mal Teil 1 an.