Von Regiealtmeister Jean-Jacques Annaud haben sich vor allem zwei unvergessliche Werke in den Köpfen der Filmfans festgekrallt. Das wären ’Der
Name der Rose’ und ’Am Anfang war das Feuer’. Ein weiterer Film der solchen Kultstatus längst verdient hätte ist ’Der Bär’.
Ein junger Bär sucht mit seiner Mutter nach Honig. Dabei stirbt diese durch einen Felsrutsch und lässt den Kleinen alleine zurück. Fortan muss er
selbst bestimmen, wohin seine Schritte ihn führen. Er macht die Bekanntschaft mit halluzinogenen Pilzen, Fröschen, Wildkatzen, einem angeschossenen
Grizzly und der schrecklichsten aller Bestien: Dem Menschen.
Was diesen Film von anderen Tierfilmen abhebt, ist zum einen die atemberaubend schöne Landschaft, und zum andern die Natürlichkeit, mit der die
Tiere vor der Kamera agieren. Dagegen wirken die wenigen menschlichen Darsteller - drei Jäger (Tchéky Karyo, Jack Wallace, Andre Lacombe) – schon
fast wie hirnlose Strohpuppen. Was sie in gewisser Weise ja auch darstellen sollen. Allerdings wird ihnen am Schluss ein wenig Weisheit vergönnt.
Zu den Schwierigkeiten mit der Dressur der Tiere – Bären kann man eigentlich nicht wirklich dressieren, man kann sie nur mit viel Futter
’überreden’ – gibt es eine 50 Minuten dauernde Dokumentation, die genau so spannend ist, wie der eigentliche Film. Nur leider ist diese Doku in
Englisch gehalten und wurde auch nicht untertitelt.
Während der Sound – vorwiegend Tierlaute und Naturgeräusche - konstant atmosphärisch ist, ist die Qualität des Bildes ziemlich wankelmütig. In
hellen Szenen erstrahlt die Landschaft scharf und mit hoher Detailfülle. Doch sobald sich die Nacht herabsenkt, machen sich starke Rauschmuster und
Unschärfen breit. Nicht wirklich schlimm, die Stimmung leidet darunter jedenfalls nicht.
Fazit: Schlicht und einfach einer der besten Tierfilme.