Zwischen seiner Arbeit an ’Ju-On: The Grudge 2’ und dem US-Remake von ’The Grudge’ schuf Takashi Shimizu einen kleinen, aber intensiven Film.
Im Vorfeld war die Rede von einem neuen Horrorschocker. Diese Bezeichnung trifft jedoch nicht ganz zu. Vielmehr ist ’Marebito’ ein intensives
Psychodrama, das streckenweise Erinnerungen an die grandiosen Spätwerke von David Cronenberg wachruft.
Der Kameramann Masuoka (gespielt von Kult-Regisseur Shinya Tsukamoto) wird von einer Obsession getrieben: Das Geheimnis echter Angst. Nachdem er einen
bizarren Selbstmord in einer U-Bahn Station gefilmt hat, stösst er auf eine Tür, die zu tiefer gelegene, verborgenen Schächten führt. Neugierig
macht er sich an den Abstieg und findet eine verwilderte junge Frau (Tomomi Miyshita), die er mit an die Oberfläche nimmt.
Masuokas Abstieg in Tokios geheimnisvollen Untergrund ist ebenfalls ein Abstieg in seine Psyche, und bald wird klar, dass die Dinge nicht unbedingt so
sind, wie man sie auf den ersten Blick wahrnimmt. Die ganze Tragweite der Geschichte sowie das tragische Schicksal der beiden Hauptfiguren entfaltet
sich allerdings erst gegen Ende des Filmes, wenn sich langsam Zusammenhänge herauskristallisieren.
Da die Produktion sehr klein war, ist erwartungsgemäss wenig Bonusmaterial vorhanden. Ein enthaltenes ausführliches Interview mit Takashi Shimizu
dreht sich zu grossen Teilen um das Thema ’Angst’. Es wird aber auch über die Produktion des Filmes und über die Schauspieler gesprochen. Des
weiteren werben zwei Trailer noch für andere Filme, die allerdings keine bleibenden Eindrücke hinterlassen.
Da die Aufnahmen zu einem grossen Teil tatsächlich mit Videokameras gemacht wurden, ist natürlich kein Hollywood-artiges Bild vorhanden, was aber
wiederum genau so gewollt ist. Die oft auftretenden Nachzieheffekte sind allerdings Mängel des Transfers. Der Sound ist ebenfalls nicht gerade
weltbewegend, unterstreicht damit aber den verstörenden Video-Look.
Fazit: Tolles, schockierendes Psychodrama mit melancholischen Untertönen und einiger blutiger, schmerzhafter Sequenzen.